Gastbeitrag zum Thema „Intuitives Essen“

Daniel Dobler ist Coach und Prozessberater mit Praxis in Rankweil. Er begleitet Menschen mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen und persönlichen Anliegen.

Autonomie beschreibt den Zustand der Selbstbestimmung. Das Wort selbst kommt aus dem Griechischen und kann mit Eigengesetzlichkeit und Selbstständigkeit übersetzt werden.

Essen und das entsprechende Essverhalten haben meiner Meinung nach sehr viel mit Autonomie zu tun. Wer will, kann in der heutigen Zeit – völlig autonom – 24 / 7 Essen zu sich nehmen. Das Resultat ist, dass immer mehr Menschen sich nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlen und Rat bei einem Ernährungsexperten suchen.

Drama Dreieck und Einladung zu (psychologischen) Spielen

Wer kennt sie nicht, diese typischen Gespräche bei der Arbeit, im Freundeskreis, in der Familie (angesprochen auf dem autonom ausgesprochenen Wunsch, sich wieder wohl im eigenen Körper fühlen zu wollen)

• „ich habe bei der Arbeit sehr viel Stress, da muss das Essen halt mal schneller gehen“
• „gesundes Essen ist so teuer“
• „ich habe halt einen sehr langsamen Stoffwechsel“
• „ich habe schlechte Gene“
• „Sport würde ich gerne machen, meine Knie / Rücken / Bandscheiben lassen es ABER leider nicht (mehr) zu“
• „ich muss immer den Teller meiner Kinder auf Essen“

Sätze wie diese beschreiben die Position des Klienten in der Opfer Rolle – alle und alles sind schuld an der Tatsache, dass es mit einer Umstellung bislang nicht geklappt hat.

Gute Freunde und das nahe Umfeld reagieren meist mit Antworten wie

• „das kenne ich auch – wirklich schlimm“
• „ich würde auch gerne gesund essen, ABER es ist wirklich viel teurer“
• „ja, ja (begleitet mit einem Lachen“, das kenne ich mit meinen Kindern auch“

Mit Sätzen wie diesen solidarisieren sich die Personen (unbewusst) als Retter mit dem vermeintlichen Opfer. Man nennt das in der Beratung psychologisches Spiel bzw. eine Einladung dazu. In diesem Fall ist Solidarisierung kein „Freundschaftsdienst“ sondern hat eher eine verstärkende Wirkung, das bisherige Verhalten weiter zu führen.

Spiele bringen Menschen nicht zu mehr autonomem Verhalten. Im Gegenteil, jammern verbindet und das Rad dreht sich weiter. „Hör auf Dein Bauch-Gefühl“ ist in diesem Fall zwar ein gut gemeinter Rat-Schlag, den Klienten bestärkt es lediglich in der Bestätigung seines bisherigen Verhaltens – alle und alles andere sind schuld, ich habe eh schon alles versucht.

Anstatt blind der Formel „Essen wenn man Hunger hat“ zu folgen, empfehle ich sich immer mal wieder die Fragen zu stellen

• Wie viel habe ich bereits gegessen?
• Wie viel Geld gebe ich für andere Dinge wie Essen aus und wie wichtig ist mir ein gesunder Körper?
• Wie viel muss ich den wirklich pro Tag essen, um satt zu sein?
• Inwiefern bringt mich das folgende Essen meinem Ziel näher, mich wohlzufühlen?
• Wie kann ich meinen Kindern beibringen, dass sie nur so viel Essen in den Teller  schöpfen sollen wie sie auch essen möchten und können?
• Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn ich mein (selbstbestimmt gewähltes Ziel) nicht erreiche?

Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie mehr über Spiele und das eigene Verhalten erfahren möchten. Ein Gespräch, in dem Fragen gestellt und Raum zum Nachdenken geboten wird, kann Ihnen neue Sichtweisen und Perspektiven ermöglichen.

www.daniel-dobler.com