Die Illusion vom schnellen Abnehmen
Wenn ich Kunden frage “Was für Erfahrungen hast du bereits mit Diäten gesammelt?” höre ich nicht selten, dass sie kurzzeitig schnelle Erfolge mit einer Low-Carb Diät hatten. Nach einem Monat Diät dauerte es aber nicht lange und das verlorene Gewicht war wie magisch zurück. Selbes gilt übrigens auch für Fastenkuren, nur sind diese meist zusätzlich noch schlecht für die Muskelmasse.
Wer sich etwas mit der Physiologie des Abnehmens beschäfigt weiß, abnehmen kostet Zeit, Fleiß und … CO2!
Alle Menschen haben spezielle Kohlenhydratspeicher (Kohlenhydrate in der gespeicherten Form werden Glycogen genannt). Diese Speicher variieren zwischen 80 – 1000g. Im Durchschnitt ca. 400 – 500 g.
Nun ist es so, dass jedes Gramm Kohlenhydrate ca. 3-4 g Wasser bindet.
In einer Low-Carb Diät reduziert sich der Kohlenhydratspeicher um gut zwei drittel in den ersten 4 Tagen der Diät. Mit dem restlichen Drittel scheint der Körper etwas sparsamer umzugehen.
Nun heißt das aber, wenn 500g Glycogen verloren geht, auch 1500 – 2000g Wasser mit verschwinden.
Ohne ein Gramm Fett zu verlieren ist eine Person nach 4 Tagen Low-Carb schon um 1-3 kg leichter.
Reden wir von Diäten sind meistens Restriktionsdiäten gemeint, dass sind Diäten bei denen gewisse Lebensmittel oder Bestandteile verboten sind, man nichts über eine gesunde Ernährung lernt und deswegen die verlorenen Kilos wieder zurückgewinnt.
Da Kohlenhydrate aber wichtig für den Körper sind und einige Zellen auf diese als Energielieferant angewiesen sind (z.B. rote Blutkörperchen und das Gehirn), reagiert der Körper auf den künstlichen Engpass und lagert bei Möglichkeit mehr Kohlenhydrate ein. Also auch mehr Wasser. (Diese Reaktion des Körpers nutzen Ausdauersportler, um für Wettkämpfe mehr Kohlenhydrate zu bunkern und somit leistungsfähiger zu bleiben).
Das heißt, nach einer Low-Carb Diät kann es gut sein, dass kurzzeitig der “Jo-Jo” Effekt eintritt.
Um ehrlich zu sein, eigentlich ist körperlich nicht viel passiert.
Das Problem liegt eher daran, dass viele diesem Hype aufspringen mit unrealistischen Erwartungen und fatalen Rückschlägen dann wieder in den Alltag zurückkehren.
Aus der Ernährungspsychologie weiß man, dass gescheiterte Diäten ihre “Narben” hinterlassen. Leute bekommen das Gefühl, dass sie einfach nicht abnehmen können oder sie denken, dass sie einen langsamen Stoffwechsel haben, was in den meisten Fällen völliger Quatsch ist.
Dies sollte jedem Coach der andere Personen im Bezug auf Fettreduzierung beratet wissen. Ich dachte früher auch “ja abnehmen, ist ja nicht viel dabei… weniger essen und gut ist”. Aber es lohnt sich mehr in die Psyche dieser Leute zu versetzen. Denn wenn es so einfach wäre, hätten wir keine jährlich steigende Zahl an Übergewichtigen.
Es gibt keine Abkürzung wenn es um Fettreduzierung geht (außer natürlich eine Fettabsaugung).
Körperfett wird nach vielen Stoffwechselschritten über CO2 abgeatmet. Etwas ausführlicher habe ich es hier beschrieben.
Wer langfristig abnehmen möchte, braucht Gewohnheiten die Bewegung und gesundes Essen fördern.
Ein paar Ideen:
Was ist eure Meinung oder Erfahrung dazu? Hinterlasst einen Kommentar, schreibt mir auf den Social Media Kanälen oder eine Mail.
Schöne Grüße, Daniel
S N Kreitzman, A Y Coxon, K F Szaz; Glycogen storage: illusions of easy weight loss, excessive weight regain, and distortions in estimates of body composition, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 56, Issue 1, 1 July 1992, Pages 292S–293S, https://doi.org/10.1093/ajcn/56.1.292S