giftig
Detox, im englischen für detoxification, bedeutet soviel wie “entgiften”.
Die Theorie dahinter: Den Körper von Schadstoffen aus dem alltäglichen Leben zu befreien, zu revitalisieren oder auch Gewicht zu verlieren. Doch was steckt wirklich dahinter?
Um welche Schadstoffe handelt es sich? Leider ist dies nicht klar definiert, aber oft ist zu lesen: “Schadstoffe aus der Luft, Ernährung, Umwelt, Stress” und eben alles, was sonst noch schädlich sein könnte, auch wird in diesem Kontext gerne von angehäuften Schlacken geredet.
Die Idee von Detox ist nicht neu, so ist z. B. das Fasten quasi der Vorläufer des etwas neumodischeren Detox.
Wer lieber gleich zum Fazit will: Fazit
Die Theorie klingt ganz verlockend: Elf Monate leben wie ein König, danach nur einen Monat die Detox-Kur und schon soll alles wieder im grünen Bereich sein, entspricht nicht der Realität.
In der Praxis ist es dann doch nicht mehr so einfach.
Was für Schadstoffe diese Produkte genau bekämpfen sollen, beschreibt keiner der Hersteller und trotzdem soll das Detox-Mittel angeblich in der Lage sein, jegliche Vergiftung zu beheben.
Das Problem ist nur, wenn der Hersteller nicht weiß, welche Substanz er bekämpfen will, wie soll er dann ein Produkt mit entsprechendem Wirkmechanismus herstellen? Wir haben auch keine Universal-Impfung, sondern impfen spezifisch nach Krankheit.
Als Beispiel:
Lässt sich das Auto nicht mehr starten, muss der Mechaniker auch erst die Ursache ausfindig machen, bevor er eine Reparatur vornehmen kann.
Ähnlich funktioniert dies auch in biologischen Systemen (z. B. der Mensch). Wobei es hier teilweise noch recht schwierig ist, Substanzen, die oral (durch den Mund) aufgenommen werden, an die richtige Stelle zu transportieren, damit sie dort ihre Wirkung entfalten können. So muss z. B. sichergestellt werden, dass Wirkstoffe den sauren Bereich unseres Magens überstehen, aber nicht ihre Wirkung verlieren oder überhaupt resorbiert- und nicht direkt wieder ausgeschieden werden.
giftig
Detox-Tee oder Detox-Kapseln suggerieren dem Kunden die Notwendigkeit, den Körper zu entgiften. Es liegt in der Natur des Menschen, sich absichern zu wollen. Der Versicherungsmarkt profitiert davon und findet doch immer gute Verkaufsargumente für den Abschluss einer Versicherung.
Im Detox-Fall kategorisieren derartige Firmen Substanzen/Chemikalien gerne in gut oder böse. Natürlich klingeln da bei jedem Menschen gleich die Alarmglocken und fragen sich: Bin ich vergiftet? Muss ich mir sorgen machen? Meine Bekannten machen auch eine Detox-Kur, wissen die etwas, das ich nicht weiß?
Schauen wir uns an, warum dies nicht so einfach möglich ist.
Kurz vorweg: Die rede ist so oft von Chemie. Die Natur besteht auch nur aus Chemie. Ein Verbund von verschiedenen Atomen. Der Körper hat keine Ahnung, ob es sich um einen syntetisches oder natürliches Molekül handelt. Ein Molekül besteht aus mehreren Atomen. Die Natur bietet zahlreiche Gifte, die uns töten könnten. Also nur weil etwas “natürlich” ist, heißt es noch lange nicht, dass es nicht gefährlich sein kann.
Hier ist die chemische Struktur von Retinol (einer Form des Vitamin A) abgebildet. Sie soll verdeutlichen, dass es sich bei Vitamin A auch um eine chemische Substanz, im weiteren Sinne, handelt. Des Weiteren trifft dies auf alle existierenden Substanzen zu, da prinzipiell alles nur aus verbundenen Atomen besteht.
All-trans-Retinol
Der Körper kann das Vitamin nicht selber produzieren und ist somit auf eine Zufuhr angewiesen. Nun entscheidet die Dosis, also die Menge, die wir zu uns nehmen, ob Vitamin A unsere Gesundheit fördert oder uns schädigt. Speziell bei Schwangeren ist dies ein Problem, denn wird zuviel Vitamin A aufgenommen, kann dies zu Missbildungen, Wachstumsstörungen, etc. führen.
Ein anderes Beispiel stellt die Salzsäure (HCl) dar. In konzentrierter Form wirkt es bei Hautkontakt ätzend, aber im Magen ist sie notwendig für die Verdauung. Was den nun, ätzend oder Lebensnotwendig?
Ist es denn nun gefährlich oder böse? Da die Hersteller nicht genauer auf die Ursachen der Vergiftung eingehen, kann dies eigentlich nicht beantwortet werden. Alkohol wird über Haut, Lunge, Nieren, hauptsächlich aber über die Leber abgebaut. Bei einer akuten Alkoholvergiftung wird in der Klinik dann z. B. das Blut verdünnt.
Und zwar gibt es sogenannte POPs (Persistent Organic Pollutants). Eine Kategorie von synthetisch hergestellten Verbindungen wie z. B. PCB (Polychlorierte Biphenyle), welches in großem Stil am Anfang der 1930er, unter anderem in Kondensatoren und Fugendichtungen, verwendet wurde. Heute sind sie durch das Stockholmer Übereinkommen verboten. POPs wie PCB lagern sich in Fettgewebe ein und sind nur schwer abbaubar.
“Die durchschnittliche PCB-Aufnahme bei der Schweizer Bevölkerung liegt derzeit bei 3–4 μg pro Tag und Person. Für die Weltgesundheitsorganisation WHO gelten 24–60 μg PCB als duldbare Tagesdosis für den Menschen, d.h. bei dieser Dosis ist auch bei lebenslanger Aufnahme keine Schädigung zu erwarten. (Zahlen bezogen auf Personengewicht 60 kg).” [2]
Problematischer ist es bei dauerhafter Aussetzung von PCB-Quellen , was z. B. bei alten Fugendichtungen der Fall sein kann.
“PCB-haltige Fugendichtungsmassen finden sich in rund der Hälfte der Beton-Hochbauten, die im Zeitraum von 1955 bis 1975 in Skelett- und Elementbauweise erstellt wurden.” [1]
In einem Review [3] wurden einige Arbeiten ausgewertet, in denen berichtet wird, dass bestimmte Nahrungsmittel Fähigkeiten haben, spezifische Substanzen zu entfernen. Einige von diesen Studien wurden an Tieren durchgeführt. Mit Olestra (Fettersatzstoff) konnte an Menschen eine Senkung von PCBs gezeigt werden.
Ich habe einige Detox-Produkte auf Zutaten mit den potentiellen Detox-Nahrungsmittel aus diesem Review abgeglichen und konnte hier keine Übereinstimmung finden. Es sieht so aus, als ob die Hersteller die entgiftende Wirkung mit anderen Zusatzstoffen bewirken.
Ihr bildet einfach eure eigene Meinung nach dem Lesen des nächsten Zitates und lasst mich in den Kommentaren wissen, was ihr davon haltet.
Andreas Wilfinger, Geschäftsführer von Ringana – Zitat aus der Zeitschrift Trend: „Wir wissen, dass unsere Inhaltsstoffe die Wirkung auslösen. Das reicht uns.“ [4]
Auf dieses Statement wurde auch in diesem Artikel schon aufmerksam gemacht: Multi-Level-Marketing und das Problem mit der Kompetenz im Gesundheitsbereich.
Nach meiner Recherche steht die Datenlage klar dafür, dass Detox-Produkte keinen Mehrwert liefern. Ehrlich muss aber gesagt werden, dass es nicht so viele Studien gibt, die sich mit Detox-Produkten beschäftigen.
In einer Verpackungsbeilage eines Detox-Produktes steht: “Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise” und genau darauf kommt es, aus meiner Sicht, an.
Der Körper ist ein ausgeklügeltes System, dass so einfach nicht zu zerstören ist. Personen die auf ihre Ernährung und den Lifestyle achten, haben eine gute Basis.
Sollte es doch noch welche geben, würde ich mich über eine Info freuen! Ihr könnt diesen Beitrag hier weiterempfehlen, denn wissen vermehrt sich durch teilen!
[1]: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/chemikalien/chemikalien-a-z/pcb.html
[3]: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jhn.12286/full
Weitere Quellen:
www.medizin-transparent.at/detox-der-mythos-vom-entgiften
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5345977/
http://www.health.harvard.edu/staying-healthy/the-dubious-practice-of-detox
https://www.bmlfuw.gv.at/greentec/chemikalien/uebereinkommen-int/pop-uebereinkommen.html